Handgeschrieben

„Schreibst du eigentlich noch mit der Hand?“, wurde ich jüngst gefragt. – „Oh, ja, das tue ich!“

Oft sogar, also täglich, schon wegen der Morgenseiten. Auch um Ideen und Einfälle schnell auf Zetteln festzuhalten. Oder um Entwürfe auszuprobieren, ohne Korrekturtaste undIn einer Glasfassade spiegelt sich das Flusswasser. Rechtschreibprogramm. Skizzen, nur so hingeworfen, an niemanden gerichtet, formlos, ungebunden. Kein Hacken, Schlagen oder Tippen, sondern fließende Bewegungen mit einem sich verbrauchenden Stift direkt auf das Papier. Und dabei zusehen, wie die Buchstaben werden, jeder einzeln.

Die handschriftliche Kladde als Dokument, das ganz Verschiedenes zusammenhält. Auch und gerade das, was auf den ersten Blick überhaupt nicht zueinander passt. Lose Gedanken haben hier ihren Ort, an dem nichts einen Titel braucht oder in eine Rubrik zu passen hat. Im getippten Text lösche ich, was anscheinend oder offensichtlich nicht hineingehört. Die Kladde bleibt.

Ins Unreine geschriebene Gedanken. Nicht immer logisch oder bis ins Letzte ausformuliert, eher assoziativ aneinandergereiht. Die Erlaubnis, schreibend vor mich hin zu plappern, das vielleicht Banale und Selbstverständliche, aber auch das Entlarvende, Beschämende, Unerhörte. Ich schreibe es auf. Mit der Hand. Es scheint im Gebrabbel zu verschwinden. Und doch steht es dort. Entwickelt, einmal notiert, seine eigene Dynamik.

Bin ich im Fluss, gerate ich in einen Schreibrausch, ausufernd, alles überschwemmend, fülle Seite um Seite, bemerke nicht, wie die Zeit vergeht. Dann wieder bringe ich Gedanken nur stockend und allenfalls brockenweise zu Papier. Ich starre Löcher in die Luft und horche in einen inneren Resonanzraum, in dem es beängstigend hohl klingt. Das Schreiben mit der Hand ist mehr wie eine Reise nach innen, als ein mit anderen teilen wollen.

Hinter einer Glasfassade, in der sich umliegende Gebäude spiegeln bauschen sich Vorhänge an offenen Fenstern.Dennoch finde ich Anfänge für Texte, die sich an andere wenden, vor allem auch im Handgeschriebenen. Wenn aus Gedanken Worte und die zu Sätzen werden, sich eines aus dem anderen ergibt, stehen sie plötzlich da. Zwischen den Zeilen. Manchmal bemerke ich sie erst beim Wiederlesen und im Nachhinein. Dann tippe ich sie auf der Tastatur, bringe sie in Form als Einleitung für … nun, zum Beispiel einen Blog-Beitrag.

Schreibanregung

Nimm dir (noch) öfter Zeit für die handschriftliche Ideensammlung und den handschriftlichen Entwurf. Gönne dir Improvisation und Experiment auf Schmierpapier. Probiere verschiedene Formate, Stifte und Farben aus. Schreibe im Kreis, ganz klein und riesengroß. Lege eine Mappe an, illustriere das mit der Hand Geschriebene, klebe Bilder dazu. Fülle die Seiten deiner Kladde!

Dranbleiben

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